Namibias Sternenhimmel
Aktualisiert am 27. September 2016

Richtigstellung dringend nötig! Wo sind kriminelle Namibier…?

Mit einigem Verwundern stolperte ich bei der Medienbeobachtung neulich auf die missglückte Statistik verurteilter Straftäter in der Schweiz“Strafurteile Erwachsene 2014 Nationalitäten und methodische Grundlagen“ (Schweizer Bundesamt für Statistik).

Laut zahlreichen Zeitungsartikeln zur Studie gehören Namibier zu den kriminellsten Ausländern der Schweiz. Sind das tatsächlich die Namibier, denen ich bei meiner Arbeit immer wieder in einem der zwei sichersten Länder Afrikas begegne? (Quelle: regelmässige EXOP-Studien)

Die Vorgeschichte

Seit vielen Jahren erfasst das BFS selbstverständlich auch die Nationalität verurteilter Straftäter in der Schweiz. Wohl ist man sich der statistischen Schwierigkeiten und des erheblichen politischen Interpretationspotentials bewusst, denn lang hat sich das BFS gegen eine Veröffentlichung gesträubt.

Doch seit geraumer Zeit wurde die Nicht-Veröffentlichung scharf kritisiert (z.B. im Tagi Bund hält Fakten zu kriminellen Ausländern geheim).

Schliesslich wurde der Druck wohl zu gross, am 20.09. war es so weit: Die erstmalige Veröffentlichung.

Die unglückliche Veröffentlichung

In der detaillierten Pressemitteilung wird noch auf statistische Details hingewiesen (Medienmitteilung). Namibias Staatsbürger werden z.B. mit Angolas Staatsbürgern in einen Topf geworfen. Unglücklicherweise in der Kategorie „Südwestafrika“, dem offiziellen Namen ausschliesslich Namibias, bevor es 1990 unabhängig und zum Staat Namibia wurde.

Und plötzlich sieht man, dass genau jene (Tagi), welche die Daten gefordert hatten, gar nicht recht mit ihnen umzugehen wissen. Den Tagi-Journalisten ficht statistische Fehlinterpretation nicht an. Flugs ist eine völlig falsche Schlagzeile in die Welt gebracht: „Am kriminellsten sind Einwohner aus Angola und Namibia.“ Ja welche der beiden denn nun bitteschön?
Eine statistisch korrekte Interpretation wäre gewesen:  „Angola oder Namibia“.

screenshot-kriminell

Klar, dass die namibische Botschaft dies sofort richtigstellt: http://www.presseportal.ch/de/pm/100060763/100793208

Zitat:

Die Botschaft der Republik Namibia in Genf hat seit ihrem Bestehen 2011 bisher nur eine Benachrichtigung der Schweizer Behörden erhalten, dass ein namibischer Bürger im Gefängnis in Zürich einsässe. Es stellte sich heraus, dass der Betroffene nur vorgegeben hatte Namibier zu sein. Dies müsste als Beweis reichen, dass Namibier nicht Teil der Höchstquote der verurteilten Personen nach Nationalität sind.

Das hört sich doch schon ganz anders an. Und wurde übrigens auch vom Tagi schnell „korrigiert“. Man hat in historischer Unkenntnis den Artikel zu folgender Überschrift geändert:

kriminell-2Quelle: Google und http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/am-kriminellsten-sind-einwanderer-aus-suedwestafrika/story/26576772

Da stimmt mit dem seit über 20 Jahren nicht mehr existenten Südwestafrika unserer Meinung nach nun leider gar nichts mehr. Lässt sich nur hoffen, dass das BFS seine Lehre zieht und die Statistik-Kategorie vielleicht wenigstens in „südwestliches Afrika“ umbenennt?

Fazit

Allen Namibiern sei mein herzliches Bedauern und meine Entschuldigung für diese unnötige und unprofessionelle Verunglimpfung ausgesprochen!

Liebe Leute von Namibia-Tourismus: Bitte veranstaltet doch noch mehr Medienreisen für deutschsprachige Journalisten. Das gefällt den Journalisten und zusätzliche Bildung kann nie schaden. (Schliesslich hat sich die Falschinterpretation ja rasend schnell in mehreren grossen Zeitungen der Schweiz verteilt.) Und nebenbei wirken sich bezahlte Medien-Reisen ja auch ganz journalistisch unabhängig auf das positive Presseecho zum Reiseland aus…

Nachtrag 27.09.2016, Sven Eltzschig

So eben erreichte mich ein freundlicher Anruf vom verantwortlichen Redakteur des Tagesanzeigers. Selbstverständlich sei man mit dem BFS in Bezug auf die problematische Schreibweise in Kontakt. Da das BFS als offizielle Stelle diesen Begriff verwendet, möchte man ihn auch bei Tagesanzeiger / Newsnet weiter nutzen. Zusätzlichen Erklärungsbedarf sieht man nicht, denn aus dem Artikel sollte jeder Leser leicht schlussfolgern können, dass es sich um eine rein geografische Kategorisierung handelt. Südwestafrika wird dort näher erläutert und in unmittelbarer Nähe finden sich auch analog die Bezeichnungen Westafrika und Nordafrika.

Wir denken weiterhin, man sollte historisch klar definierte Begriffe auch nur im Kontext der historischen Bedeutung verwenden.

Einig waren wir uns allerdings in einem Punkt, der alle Leser von Medienangeboten angeht: Solange nur kostenlose Inhalte konsumiert und Inhalte kostenlos erwartet werden, muss fast zwangsläufig die Qualität darunter leiden…

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